Tipps zur Produktion und zum Vertrieb einer CD
Das eigene Jugendorchester Orchester auf CD – das wäre was! Vor der ersten Produktion tauchen allerdings auch eine Menge Fragen auf. Der JOLO-Kompass soll hier etwas Licht ins Dunkel bringen.
Wie ist der typische Ablauf einer CD-Produktion?
Wenn die Finanzierung geklärt, die Stücke ausgewählt und eine passende Besetzung gefunden ist, geht es los. Es muss einen verlässlicher Aufnahmeort gesucht und überlegt werden, ob die Aufnahme von einem professionellen Tonmeister gemacht werden soll oder ob jemand aus den eigenen Reihen dies übernehmen kann. Es geht darum, sich für ein Presswerk zu entscheiden und den Vertrieb zu organisieren. Denken Sie bitte frühzeitig an die GEMA: Bei GEMA-pflichtigen Werken muss die Produktion vor Beginn angemeldet werden. Sie erhalten dann eine Freistellung und nach der Produktion eine Rechnung von der GEMA. Für jedes GEMA-geschützte Werk auf der CD müssen unabhängig von der Auflage Tantiemen nach Maßgabe der GEMA bezahlt werden.
Welche Kosten entstehen?
Bei der Produktion einer CD entstehen unterschiedlichste Kosten: von Leihgebühren für das Notenmaterial (Verlage), GEMA, die Wahl des Tonstudios bis hin zu der Frage, wie umfangreich das Booklet sein soll. Hinzu kommen ggf. Honorare für kurzfristig hinzugekaufte Aushilfen (falls z.B. wichtige Spieler ausfallen), überraschend verlängerte Aufnahme- oder Studiozeiten „weil man einfach mehr Zeit gebraucht hat“ oder zusätzliche Mietkosten für Instrumentarium (-> besonders praktisch und günstig: Mietinstrumentarium der JMD).
Natürlich entstehen auch Kosten für das Pressen der CD. Manche Anbieter schnüren Pakete, zum Beispiel 500 CDs bereits für rund 800 Euro (Brutto) (inkl. Produktion, Pressung, Druck, CD-Hülle). Informieren Sie sich im Vorhinein ausführlich im Internet und holen mindestens zwei Vergleichs-angebote ein, damit Sie kalkulieren können.
Professionelles Tonstudio oder Aufnahme in der örtlichen Kirche?
Ein professionelles Tonstudio ist vergleichsweise teuer – aber die Qualität macht sich oft bezahlt. In der geschützten und dem Techniker bestens bekannten Akustik eines Tonstudios lassen sich die Klangparameter sehr gut einschätzen. Dazu kommt, dass das nötige Equipment meist bereits vor Ort ist. Die Möglichkeit, ein Studio zu nutzen, steht aufgrund der räumlichen Eingeschränktheit aber meist nur kleineren Ensembles zur Verfügung, Studios für Orchester sind rar.
Die Alternative ist eine Aufnahme in einem selbst ausgesuchten Raum. Dann muss allerdings das Aufnahmeequipment muss dorthin transportiert und aufgebaut werden. Idealerweise sollten neben dem Aufnahmeraum noch ein weiterer, möglichst akustisch abgetrennter Raum zur Verfügung stehen, in dem die Tonregie platziert werden kann. Manche mobilen Tonmeister haben wie die großen Radiostationen eigene „Ü-Wagen“, die mit allem Nötigen ausgestattet sind und die dann über einen Kabelstrang („Multicore“) mit dem Aufnahmeraum verbunden werden können. Wichtig bei der Auswahl des Raumes ist auch die akustische Abschirmung gegenüber der Umwelt (kein nahegelegener Flughafen, keine Kirchenturmuhr usw.).
Wie finde ich das passende Presswerk?
Es gibt inzwischen vielen Onlineanbieter, die CDs kopieren oder pressen. Auch in Kleinstauflagen (bis 250 Stück) und zu Sonderkonditionen (24 Stunden Service) lassen sich Angebote finden. Dann gilt es zu entscheiden: die CD in einer Papier-Hülle oder einer harten Pastik-Hülle („Jewel Box“, schwarz oder durchsichtig)? Das Booklet als einfache Karte oder mehrseitig (jeweils in 4er-Schritten 4-seitig bis 48-seitig) drucken lassen? Sollen die CDs direkt verkauft werden, empfiehlt sich eine Laminierung der einzelnen fertigen CDs: So können sie direkt in den Handel.
Die Recherche und ein sorgfältiger Vergleich verschiedener Angebote lohnen sich. Viele bevorzugen Presswerke, die zum Beispiel eine kostenlose Beispiel-CD schicken und einen guten Service haben, der direkt erreichbar ist. Rufen Sie bei Ihrem Favoriten ruhig auch persönlich an und erkundigen sich, ob am online kalkulierten Angebot finanziell noch etwas zu machen ist.
Achtung: Von Produktionen im Ausland um vermeintlich besonders günstige Konditionen zu nutzen ist abzuraten: Sprachbarrieren machen genaue Absprachen schwierig und landesspezifische Haftungsvorschriften sind schwer nachzuvollziehen. Besser einen lokalen Anbieter suchen, mit dem man sich direkt z.B. über den Druck des Booklets usw. austauschen kann.
Ist es günstiger, eine CD zu kopieren als pressen zu lassen?
Eine CD-Pressung lohnt sich (finanziell gesehen) meist erst ab etwa 500 Stück. Bei einer kleineren Auflage ist es meist günstiger, CDs zu kopieren. Gepresste CDs sehen professioneller aus und sind weniger anfällig für Kratzer etc.? Das hängt vom Presswerk / Kopierer ab. Bei manchem Anbieter können auch kopierte CDs professionell verpackt und bedruckt werden. Visuell und haptisch ist der Unterschied oft kaum mehr zu bemerken.
Ist ein Vertrieb über den Handel realistisch?
Ideal wäre ein Vertrieb einer neuen CD über eine Vertriebsfirma, die die Auslieferung in den Handel organisiert. In der Realität ist der Markt jedoch übervoll, so dass Vertriebsfirmen nur dann Interesse an einer CD haben werden, wenn diese wirklich erstaunlich Neues bringt. Viele Jugendorchester erstellen ihre CDs in einer kleineren Auflage und vertreiben diese eigenständig (bei Konzerten, Verkauf an Freunde des Orchesters usw.). Das ist vermutlich oft das Wichtigste, und dieser „Vertriebsweg“ kann durchaus auch lohnend sein kann.
Wo finde ich weitere Informationen zum Thema?
Vergleich: http://praxistipps.chip.de/cds-pressen-lassen-3-guenstige-anbieter-im-vergleich_32635
Musikerforen: Dort gibt es einen lebendigen Erfahrungsaustausch zu einzelnen Presswerken.?
>>> Download: JOLO-Kompass: Tipps zur Produktion und zum Vertrieb einer CD
Autoren:
Anke Steinbeck, Johannes Freyer
Mitglieder des JMD Präsidiums
Stand: Juni 2016
Diese grundsätzlichen Informationen geben wir aus unseren Erfahrungen im Orchestermanagement heraus als eine kollegiale Orientierunghilfe an Sie weiter. Für eine Einschätzung von konkreten Einzelfällen empfehlen wir, eine individuelle Beratung einzuholen.